Mit den Worten „Heute schließt sich der Kreis“ begrüßt Gerhard Hasenhündl die zahlreich erschienen Gäste. Der Saal im Gasthaus Rammel war bis auf den letzten Platz gefüllt!
Die Archäologen des Hollabrunner Museumsvereines haben vor 40 Jahren (1984) mit einer Sondierung am Dernberg, dem größten und bekanntesten Hausberg in der Umgebung, ihre Tätigkeit aufgenommen. Damals zur Unterstützung der frühesten Forschungen zum Thema Ortswüstungen und Hausberge von Dr. Kurt Bors. Und im Jahre 2024 liegen die letzten, aktuellen Ergebnisse der Vermessung dieses herausragenden Bodendenkmales nach dem letzten Stand der Technik mit Bodenradar, Magnetmessung und Laserscanning vor.
Hasenhündl gab mit launigen Worten einen kurzen Überblick über die erfolgreichen 40 Jahre archäologischer Ausgrabungen im Hollabrunner Raum: Museumsgasse 1984, Umfahrung Hollabrunn (B303) 1985/86, Gräberfeld an der Aspersdorferstraße 1991-2003, Ziersdorf August Klikgasse 1997/99, Ringbarrendepot Aspersdorf 2022 – immer in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt (BDA). Er bedankte sich bei seinen Mitarbeitern, einem Kreis von begeisterten Freiwilligen, die jederzeit für einen Einsatz mit dem Spaten bereit waren (Franz Baumgartner, Jakob Schweinberger, Sigi Csukovics, Andreas und Gerald Patschka) und bei den vielen Schülern aus dem Bundesgymnasium.
Dr. Roland Filzwieser von der Universität Wien (VIAS Vienna Institute for Archaeological Science) erklärte den technischen Aufwand und die Zusammenhänge von den verschiedensten Medien bei der Untersuchung des Dernberges in der KG Haslach und vielen versunkenen Dörfern im Göllersbachtal, die den Projektnamen „Der Wilde Osten“ tragen. Am Dernberg wurden hauptsächlich Magnetmessungen und Laserscanning eingesetzt. Damit konnten ohne Ausgrabung die Spuren im Boden sichtbar gemacht werden.
Es kamen Altwege und das verschwundene Dorf Ternberc zum Vorschein. Dieses liegt an der Westseite des Dernberges, der als benachbarter Burgberg angesehen werden kann. Jetzt ist erwiesen, dass das Dorf samt Burgberg um 1050 gegründet worden ist und dem Stift Zwettl untertänig war. Es bestand aus bescheidenen 12 Häusern bzw. Gehöften und ist um das Jahr 1600 aufgelassen worden. Die gesamte Freiheit und verbliebene Bewohner wurden dem benachbarten Haslach zugeschlagen.
Zum Abschluss verwies Hasenhündl noch auf die mittelalterliche Gründungsgeschichte von Hollabrunn. Um 1040/50 wurden im Einschnitt des Göllersbach-Durchbruchs zwei typische Straßendörfer: holerbrunnen und willolvsdorf (Namen stammt von 1135) gegründet. Die herrschenden Geländeverhältnisse lassen eine Zuordnung in die Wienerstraße (holerbrunnen) und in die Znaimerstraße (willolvsdorf) zu. Erst nach der Gründung der beiden Plätze, Haupt- und Lothringerplatz, um 1300 sind diese allmählich zu Oberhollabrunn zusammengewachsen.
Mit vielen Fragen und einer regen Diskussion ist der Abend in einem geselligen Beisammensein ausgeklungen.
Fotos: Stadtmuseum Hollabrunn
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